Die NS–Homosexuellenrepression in der deutschen Erinnerungskultur
Übersicht des Beitrags
Für die Verfolgten des NS–Regimes sind unterschiedliche Erinnerungskulturen entstanden. Der Holocaust war als singulär gesetzt und brachte das intensivste Gedenken hervor. Die Arbeit am Gedächtnis für die verfolgten Homosexuellen, Männer wie Frauen, musste zurückstehen. Neuerdings wird das Konkurrieren der Opfer zurückgewiesen und stattdessen eine Gemeinsamkeit beschworen: die Ko–Erinnerung und ein multidirektiver Erinnerungsraum (Michael Rothberg). Dahinter steht die neue Prominenz des Viktimismus.
Rüdiger Lautmanns Aufsatz zeigt auf, wo die beiden Gedenklinien voneinander profitieren und wo sie disparat bleiben. Schwierigkeiten bereitet es, den Massenmord an den europäischen Juden mit der Repression einer Gruppe außerhalb des Genozids zu vergleichen. Für beide Fälle stellt sich auch die Frage, wie die NS–Verfolgung eine kollektive Identität entstehen ließ. Die Begrifflichkeit der Ko–Erinnerung löst ferner das Problem, wie sich die Verfolgungen der frauenidentifizierten Frauen und der männerbegehrenden Männer zueinander verhalten.