Lutz van Dijk
"Das freche Argument … mit dem erschossenen Legationsrat ein homosexuelles Verhältnis gehabt [zu haben]"

Hintergründe zum niemals durchgeführten Schauprozess gegen Herschel Grynszpan, dessen Attentat die Nazis missbrauchten, um die Pogromnacht 1938 in Gang zu setzen

Übersicht des Beitrags

Lutz van Dijk aktualisiert mit diesem Beitrag durch das Hinzuziehen neuer Quellen seine Forschungen zum Fall des 17–jährigen Herschel Grynszpan, der am 7. November 1938 in der deutschen Botschaft in Paris den 29–jährigen Legationsrat Ernst vom Rath durch Pistolenschüsse so schwer verwundete, dass dieser zwei Tage später seinen Verletzungen erlag. Die Nationalsozialisten nutzten das Attentat als Vorwand für die Novemberpogrome 1938. Inwieweit neben der persönlich–politischen Dimension, eine Ausreise von Grynszpans deportierten Eltern mit gültigen Papieren zu erzwingen, Täter und Opfer einander auch aus schwulen Treffpunkten in Paris kannten, bleibt unklar.

Der von Propagandaminister Goebbels geplante Schauprozess, mit dem eine "Schuld des Weltjudentums" konstruiert werden sollte, fand nicht statt, da allein die Möglichkeit einer homosexuellen Beziehung als schädlich für die eigene Propaganda angesehen wurde.

Herschel Grynszpan wurde als "persönlicher Gefangener des Führers" ins KZ Sachsenhausen verbracht, wo sich Mitte 1942 seine Spur verlor. Bis heute ist nicht eindeutig belegt, ob er noch vor Kriegsende ermordet wurde oder möglicherweise überlebt hat und unter falschem Namen weiterlebte.




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