Aktivistinnen des lesbischen Gedenkens
Anna Hájková und Birgit Bosold im Gespräch mit Ulrike Janz, Irmes Schwager und Lisa Steininger

Übersicht des Beitrags

Das Interview erörtert die Konfliktgeschichte um das lesbische Gedenken, insbesondere in der Mahn– und Gedenkstätte Ravensbrück. Birgit Bosold vom Schwulen Museum und Anna Hájková von der Universität Warwick, die sich forschend bzw. kuratierend mit dem Thema beschäftigen, sprechen mit Ulrike Janz, Irmes Schwager und Lisa Steininger, die sich in unterschiedlicher Weise seit Jahrzehnten in Deutschland und Österreich für die gesellschaftliche Anerkennung des Umstandes engagieren, dass Lesben durch das NS–Regime verfolgt wurden.

Deutlich wird, dass es nicht darum geht, eine neue Verfolgungs–Kategorie aufzumachen; vielmehr soll gerade ein Gedenken etabliert werden, das nicht auf die NS–Kategorien zurückgreift, sondern Raum für kritisches Denken eröffnet. Erstaunlich ist, dass die Debatten von heute denen vor dreißig Jahren ähneln. Das damals bereits vorhandene Wissen blieb auf einen kleinen Kreis beschränkt. Grundlegend ist die Einsicht, dass die Verfolgung über das Strafrecht hinausreicht. Die NS–Verfolgung von Lesben ist einer der seltenen historischen Fragestellungen, in denen weibliche Protagonistinnen als Hauptakteurinnen erforscht werden und nicht als Anhängsel der eigentlich relevanten männlichen Akteure. Dass der stärkste Widerstand gegen die gedenkpolitische Anerkennung lesbischer Frauen anscheinend von manchen Schwulen artikuliert wird, wird in dem Gespräch sowohl irritiert zur Kenntnis genommen wie auch diskutiert. Mit jüngst gegründeten Gruppen und einem Netzwerk bleiben diese Themen, einschließlich eines Widerstands "gegen Rechts", auf der Agenda der feministisch–lesbischen Geschichtswissenschaft und der Gedenkpolitik.




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