Kevin-Niklas Breu:
Making a difference

Reinaldo Arenas, die Mariel-Flüchtlingskrise und der schwule Aktivismus im Exil

Übersicht des Beitrags

Als im Zuge der Mariel-Bootskrise 1980 insgesamt etwa 125.000 KubanerInnen dem sozialistischen Inselstaat den Rücken kehrten, nutzte auch eine nicht übersehbare Zahl homosexueller Männer die Möglichkeit der legalen Ausreise. Viele von ihnen waren in der Zeit des revolutionären Umbruchs nach 1959/61 in einer zunehmend militarisierten Gesellschaft aufgewachsen, in der das traditionelle Männlichkeitsbild des macho zum sozialistischen Heldentypus erhoben worden war. Als maricones, sprich verweichlichte, passive Schwule, verunglimpft, sahen sich insbesondere gender-transgressive und sozial unangepasste homosexuelle Männer zunehmender politischer Verfolgung in Form von Razzien, Haft, Folter, Zwangsarbeit und Berufsverboten ausgesetzt. Beispielhaft hierfür steht der Schriftsteller Reinaldo Arenas, der ebenfalls 1980 die Insel verließ und sich bis zu seinem Tod 1990 im US-amerikanischen Exil vehement gegen das castristische Regime, aber auch für die Belange anderer kubanischer Mariel-Flüchtlinge engagierte.

Kevin Breu beleuchtet auf Grundlage diskursanalytischer Ansätze die oftmals widersprüchlichen Erfahrungen der homosexuellen marielitos im US-amerikanischen Exil, die ohne die Berücksichtigung der vielschichtigen Diktaturerfahrungen im castristischen Kuba nicht verständlich wären. Am Beispiel Reinaldo Arenas' soll dabei verdeutlicht werden, wie einerseits die Politisierung des Verständnisses von Sexualität und Geschlecht zur politischen Verfolgung homosexueller Männer im revolutionären Kuba führte und andererseits dieses auch von den verfolgten Männern internalisierte Verständnis die Integration in die US-amerikanische Gesellschaft erschwerte.




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