Raimund Wolfert:
"Die ganze vertrackte Situation halt"

Karl Kipp (1896–1959): Opernsänger, Rosa-Winkel-Häftling und Auschwitz-Überlebender

Übersicht des Beitrags

Die deutschsprachige wie die internationale Literatur zur Homosexuellenverfolgung durch die Nationalsozialisten weist nach wie vor Lücken auf, insbesondere wenn es um Detailfragen und Einzelschicksale geht. So sind die Lebensumstände des Opernsängers, Rosa-Winkel-Häftlings und Auschwitz-Überlebenden Karl Kipp (1896–1959) in der einschlägigen Forschung bisher noch nicht behandelt worden. Ein Grund hierfür mag sein, dass Kipp in offiziellen Verzeichnissen der KZ-Gedenkstätten Dachau und Auschwitz als Häftling mit dem Grünen Winkel – das heißt als sogenannter Berufsverbrecher – geführt wurde. Zeugnisse von Mithäftlingen belegen aber, dass Kipp seinerzeit den Rosa Winkel tragen musste. Der vorliegende Artikel bringt die Ambivalenzen "schwuler" Lebensläufe vor und nach 1945 angesichts der antihomosexuellen NS-Verfolgung zur Sprache, und er belegt, dass Forschung zum Leidensweg homosexueller KZ-Häftlinge nicht allein über die Sichtung der in den Gedenkstätten erhaltenen Dokumente erfolgen darf. Raimund Wolfert plädiert für einen erneuten, verstärkten Blick in die Erinnerungsliteratur, so wie auch im Fall Karl Kipps der Auslöser für seine Recherchen der Umstand war, dass Kipp in dem Bericht eines norwegischen Shoah-Überlebenden erwähnt wurde.




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