Sophie Kühnlenz:
"Aufstand der Perversen"

Zur Rezeption von Rosa von Praunheims Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt in Medienberichten der Bundesrepublik Deutschland [1]

Übersicht des Beitrags

Die Unterdrückung der Schwulen ist selbstverschuldet – so die These Rosa von Praunheims, die er den "ängstlichen, spießigen, angepassten und unpolitischen [Schwulen], die sich doch ganz nett in ihrem Versteck und Schwulenghetto eingerichtet [hatten]", entgegenschleuderte. Der Titel des Films richtete sich an die Mehrheitsgesellschaft, der Inhalt an die Schwulen selbst: Die Macher des Films wollten die Situation von Schwulen in einem repressiven gesellschaftlichen Umfeld offenlegen. Wut, Empörung und verbale wie physische Angriffe waren die Folge, aber auch Bewegung und Aktion, Solidarität und die Entwicklung eines schwulen Selbstbewusstseins.

Die vorliegende Studie untersucht zum einen die Reaktionen auf den Film in den "Mainstreammedien", zum andern anhand von Kommentaren in der schwulen Presse und Erkenntnissen aus Zeitzeugeninterviews mit Schwulen-Aktivisten der 1970er Jahre die Kontroversen innerhalb der schwulen Szene. Dabei geht es u.a. um die Fragen, warum dieser Film derartig provozieren konnte, welche Wirkung er auf die Schwulenbewegung der 1970er Jahre hatte und inwieweit er tatsächlich ein notwendiger "Stein des Anstoßes“ für eine – auch innerhalb der schwulen Commu­nity – überfällige Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Homosexualität in der Gesellschaft gewesen ist.

 

[1] Der Beitrag basiert auf der Bachelor-Arbeit:
Kühnlenz, Sophie: "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt." Filmanalyse, Rezeption und Bedeutung für die deutsche Schwulenbewegung, Philipps-Universität Marburg, 2013




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