Lothar Zieske:
Gentlemen unter sich – eine gegen England gerichtete homophobe Hetzschrift aus dem Jahr 1940

Übersicht des Beitrags

Friedrich Seekel (1910–1960) veröffentlichte als Kriminalbeamter und Lehrer an der "Führerschule der Sicherheitspolizei und des SD" in Berlin im Jahre 1940 eine offizielle Propagandabroschüre mit dem Titel Gentlemen unter sich. Er verfolgte damit das Ziel, die deutsche gegen die englische Bevölkerung aufzuhetzen, indem er u.a. mit Beispielen aus der Geschichte nachzuweisen versuchte, dass die männliche Bevölkerung Englands, insbesondere die Angehörigen der höheren Klassen, zu großen Teilen homosexuell gewesen sei. Seekels Propaganda gründet einerseits auf zeittypischen, nicht auf das Deutsche Reich beschränkten Vorurteilen. Andererseits zitiert er in verdeckter Form aus emanzipatorischen Schriften wie denjenigen des von den Nationalsozialisten geächteten Berliner Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld. Seine Propaganda hatte angesichts der brutalen Repression gegen Homosexuelle beiderlei Geschlechts durch das NS-Regime eine weitaus gravierendere Wirkung als dieselben Vorurteile in anderen Ländern damals haben konnten.

Diese Konsequenz nahm Seekel nicht nur in Kauf, sondern er stützte sich in seiner Schrift inhaltlich auf das von der SS-Zeitschrift Das Schwarze Korps propagierte und gesamtgesellschaftlich durchgesetzte Feindbild der Homosexuellen als "Staatsfeinde", die es erbarmungslos zu verfolgen gelte.




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