Franco Battel:
Schwule in der Provinz - Der Schweizer Ruedi S. (1920-2006)

Übersicht des Beitrags

Der Schweizer Ruedi S. wächst in kleinbäuerlichen Verhältnissen im Emmental auf und macht eine Ausbildung als Käser. Obwohl er später den Beruf wechselt und in die Stadt zieht, bleibt er seiner ländlichen Heimat und seinen aus dem bäuerlichen Milieu kommenden Freunden verbunden. Ruedi S. macht früh erste sexuelle Erfahrungen. Bereits als 13-Jähriger beginnt er mit dem Schreiben von Briefen, Gedichten und vor allem Tagebüchern. Diese von ihm testamentarisch dem Schwulenarchiv vermachten Quellen geben Einblick in ein abwechslungsreiches Leben. Auch wenn Ruedi S. seine Homosexualität nicht offen leben kann/will, so sucht er sich seine Partner nicht nur an den einschlägig bekannten Orten in der Stadt, sondern durchaus selbstbewusst und nicht selten erfolgreich auch an volkstümlichen Anlässen. Die 72 Tagebücher geben aber auch wichtige Hinweise auf die bis anhin von der Forschung eher vernachlässigten Bedingungen "schwulen" Lebens jenseits der Metropolen und auf ein Selbstbild, das sich zumindest in der ländlichen Schweiz bis in die 1960er Jahre noch deutlich von einer klar definiert homosexuellen Identität unterscheidet.




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