Michael Schön
Der Auftrag der Erinnerung.
Ein Essay anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Schwulen Museums Berlin

Übersicht des Beitrags

Der 25. Geburtstag des Schwulen Museums Berlin ist für Michael Schön Anlass, Fragen der "Erinnerung" und des "Gedächtnisses" im lesbisch-schwulen Kontext nachzugehen: Aus dem Wissen um die eigenen Wurzeln, um die eigenen Stärken und Schwächen resultiert das Selbstbewusstsein von Individuen wie von gesellschaftlichen Gruppen. Die Trias "Geschichte – Identität – Selbstbewusstsein" scheint das geistige Fundament des Schwulen Museums Berlin zu sein, dem es vorbildlich gelungen ist, die spezifische Geschichte einer Bevölkerungsgruppe aus einem Spezialmuseum in die allgemeine Öffentlichkeit hinauszutragen. Waren die 1980er Jahre noch geprägt von der Aufbauarbeit lesbisch-schwuler Geschichtsprojekte (nicht nur in Berlin), so wird seit den 1990er Jahren lesbisch-schwule Geschichte verstärkt auch außerhalb der eigenen Reihen wahrgenommen – wenn auch bis heute auf niedrigem Niveau.

Gerade die historische Zunft in Deutschland zeichnet sich bis in die Gegenwart durch eine ausgeprägte Verstocktheit aus, sich überhaupt mit diesem Forschungsfeld zu beschäftigen. Die Homosexuellen in Deutschland mögen gegenwärtig den Weg vom sozialen Ausschluss zur sozialen Integration gehen. Von der gesellschaftlichen Reputation manch anderer gesellschaftlicher Gruppen sind sie aber noch weit entfernt. Daher ist die Arbeit des Schwulen Museums Berlin und der anderen schwul-lesbischen Geschichtsprojekte auch weiterhin wichtig. Die Trias "Geschichte – Identität – Selbstbewusstsein" als Fundament ihrer Arbeit trägt auch im 21. Jahrhundert.




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