Übersicht des Beitrags
Ende des 17. Jahrhunderts war eine deutliche Zunahme von Sodomitenprozessen in Zürich zu beobachten. Eine intensive Analyse der bisher unausgewerteten Quellen legt die Schlussfolgerung nahe, dass die Ursache für dieses zeitlich begrenzte Phänomen in der Implosion sozialer Interaktionsräume lag, die gleichgeschlechtliche Sexualkontakte in relativ unbehelligter Form ermöglichten. Gefördert wurde diese Entwicklung durch Teile der Elite, die in den Sodomitenprozessen die Möglichkeit erkannten, den Einfluss der reformierten Geistlichkeit auf einem sich ausbildenden Entscheidungsfeld des Politischen zurückzudrängen.