Invertito – Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten

Liebe Leserinnen und Leser!

Auch im elften Jahrgang bietet Invertito, die wichtigste wissenschaftliche Zeitschrift zu diesem Themenkomplex im deutschsprachigen Bereich, wieder neue Forschungsergebnisse zu unterschiedlichen Bereichen der Geschichte der Homosexualitäten.

Thomas Lau analysiert die Hintergründe der außergewöhnlich intensiven Sodomiterverfolgung im Zürich des 17. Jahrhunderts – die Züricher Obrigkeit beruft sich zwar nicht auf Hobbes' Theorien, verfolgt in der Praxis aber durchaus das Ziel, durch ihr Vorgehen gegen Männer mit abweichendem, auf das gleiche Geschlecht gerichtetem Sexualverhalten die weltliche gegenüber der geistlichen Obrigkeit zu stärken – ein wesentliches Element der Stärkung des frühneuzeitlichen modernen Staates. Christine Klapeer kommt durch kritische Neu-Lektüre von Thomas Hobbes, einem der Begründer der modernen Staatsphilosophie, aus lesbischer Sicht zu neuen Erkenntnissen bezüglich der heteronormativen Gestaltung frühneuzeitlicher Staatskonzeptionen. Heinz Jürgen Voß beschreibt, welchen Anteil die Erforschung des Hermaphroditismus an der Konstituierung des Geschlechts-Begriffs in der westlichen Moderne hatte. Jens Dobler hat ein seit Karl Heinrich Ulrichs zu immer neuen Spekulationen verleitendes Geheimnis gelöst, nämlich wer sich hinter dem Pseudonym des 1852 von der preußischen Justiz wegen homosexueller Handlungen zu 10 Jahren Gefängnis verurteilten Grafen Cajus verbirgt.

Das 20. Jahrhundert ist mit zwei biografischen Skizzen vertreten: Klaus Sator erinnert mit einer biografischen Bestandsaufnahme und einer Reihe von typischen Illustrationen an John Olday, einen deutsch-britischen schwulen Künstler und Anarchisten. Raimund Wolfert liefert das Lebensbild des Dänen Alan Hagedorff, der im Zweiten Weltkrieg Verfolgten half, darunter auch Homosexuelle, und nach dem Krieg in Westberlin das Künstlerrestaurant "Quartier Bohème" betrieb, in dem beispielsweise Klaus Kinski, Robert T. Odeman und Olga Rinnebach auftraten.

Hinzu kommen Rezensionen und Berichte, diesmal über den Einsturz des Historischen Archivs Köln und die Bedeutung dieser Katastrophe für die schwul-lesbische Geschichtsforschung.

Wir freuen uns über Anregungen und Kritik und fordern wie in jedem Band dieses Jahrbuchs dazu auf, uns Texte mit neuen Forschungsergebnissen zur Geschichte der Homosexualitäten zur Veröffentlichung einzureichen.

Die Redaktion




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