Klaus-J. Lorenzen-Schmidt
Reichsgraf Christian Detlef Rantzau als Sodomit?
Eine politische Affäre im Norden des Alten Reiches (1715-1720)

Übersicht des Beitrags

1715 wurde der Reichsgraf Christian Detlef Rantzau (1670-1721) während eines Aufenthalts in Berlin inhaftiert. Ihm wurde vorgeworfen, homosexuelle Kontakte zu jungen Dienstboten gesucht und homosexuelle Handlungen in seiner Grafschaft, in Hamburg und Berlin begangen zu haben. Rantzau gehörte die seit 1650 bestehende Reichsgrafschaft Rantzau, die nur mit Erlaubnis des Herzogs von Holstein (zugleich König von Dänemark) hatte errichtet werden können. Höchst gespannte Beziehungen zum Herzog wurden durch das harsche Verhalten des Reichsgrafen verschlechtert. Der Markgraf von Brandenburg und König in Preußen hatte hingegen keine politischen Interessen gegenüber dem Reichsgrafen - er wollte ihn schlicht um 50.000, später 30.000 Taler Strafe erleichtern, die dieser nicht zahlen konnte. So blieb Rantzau zwischen 1715 und 1720 inhaftiert. Kurz nach seiner aufgrund kaiserlicher Intervention erfolgten Entlassung wurde er bei seinem Schloss nahe Barmstedt (Holstein) ermordet. Sein jüngerer Bruder wurde wegen Verwicklung in die Tat angeklagt und zu lebenslangem Kerker verurteilt. Der Herzog von Holstein bemächtigte sich der Reichsgrafschaft. Die Verhöre der Zeugen in Berlin enthalten aufschlussreiche Details über homosexuelle Praktiken.




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