Rainer Maaß
Ein Darmstädter Landesverrat im Jahre 1922 und seine ungeahnten Folgen.
Die unglückliche Geschichte von Ludwig Möser

Übersicht des Beitrags

Rainer Maaß stellt mit der Biographie des Darmstädter Regierungsassessors Ludwig Möser (1895-1943) das Leben eines gleichgeschlechtlich empfindenden Mannes während der Weimarer Republik und der NS-Zeit in der Provinz dar. Der Autor beleuchtet dabei schlaglichtartig das Alltagsleben eines homosexuellen Mannes, der nicht in einer "Homosexuellen-Metropole" lebte. Ludwig Möser wurde 1922 aus dem Beamtenverhältnis entlassen, da ihm homosexuelle Verhältnisse zu jungen Männern nachgesagt wurden. Eine Rehabilitierung erfolgte erst im Jahre 1930. Nachdem Möser 1942 erneut in den Verdacht geraten war, einen Jugendlichen "zur Homosexualität verführt" zu haben, und 1943 ein Dienststrafverfahren gegen ihn eingeleitet worden war, nahm er sich selbst das Leben. Die Geschichte Ludwig Mösers zeigt, dass es in Darmstädter Beamtenkreisen keine Toleranz gegenüber Männern gab, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlten, ganz zu schweigen von einer Akzeptanz. Die Ausgrenzung hatte für Möser eine starke Selbstverunsicherung und Selbstverleugnung zur Folge, was ihn im Zuge der verstärkten Repressalien zur Zeit des Nationalsozialismus zum Selbstmord trieb. Aus den Quellen wird zudem die Diskrepanz deutlich zwischen dem gesellschaftlich-kulturellen Angebot der Stadt Darmstadt, die unter dem kunstsinnigen letzten regierenden Großherzog, Ernst Ludwig, einen großen Aufschwung genommen hatte, und der dieser Aufgeschlossenheit und Liberalität so entgegenstehenden "öffentlichen Meinung" und dem "Standesdenken".




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