Albert Knoll
Homosexuelle Häftlinge im KZ Dachau

Übersicht des Beitrags

Drei Monate nach der Errichtung des KZ Dachau als Umerziehungslager für politische Häftlinge wurde im Sommer 1933 der erste homosexuelle Mann dorthin gebracht. Die Strukturen der Homosexuellenverfolgung waren in Bayern, wie in anderen Regionen des Deutschen Reichs, bereits weit vor 1933 angelegt. Auf die Homosexuellenlisten der Polizei griffen die Nationalsozialisten zurück, als sie im Oktober 1934 die erste Razzia im Freistaat durchführten. Die Opfer wurden zu diesem Zeitpunkt in Dachau isoliert, lückenlos überwacht und erschwerten Lebens- und Arbeitsbedingungen unterworfen. Bislang sind 585 homosexuelle Häftlinge in Dachau namentlich bekannt, das sind 0,25% der Gesamtzahl der Häftlinge. Sie waren durchschnittlich etwas über ein Jahr dort inhaftiert. Erstmals wurde 1938 der rosa Winkel als Kennzeichnung benannt.

120 der homosexuellen Häftlinge starben unter den Haftbedingungen in Dachau und seinen Außenlagern oder wurden in eine Euthanasieanstalt oder ein Vernichtungslager transportiert. Die überwiegende Anzahl der Homosexuellen wurde nach 1940 in Dachau inhaftiert. Die erschwerten Lebensbedingungen während der Kriegszeit waren die Ursache der bis 1942 ständig steigenden Todesziffern. Homosexuelle wurden in überdurchschnittlich großer Anzahl zu medizinischen Versuchen wie den Malariaexperimenten herangezogen. 142 homosexuelle Männer wurden am 29. April 1945 in Dachau befreit. Über Jahrzehnte waren die Überlebenden von Entschädigungszahlungen ausgeschlossen und erhielten nicht den Status als Opfer des Faschismus. Das Thema "Homosexuelle Häftlinge in Konzentrationslagern" ist erst in den letzten zwölf Jahren zum Forschungsthema avanciert. Mit diesem zweiten Aufsatz über die Situation im KZ Dachau kann auf eine wesentlich erweiterte Quellenbasis zurückgegriffen werden.




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